Gängeviertel

Gängeviertel

Die Stadtbereiche mit einer besonders engen Wohnbebauung wurden in Hamburg ursprünglich als Gängeviertel bezeichnet. Durch die vielen Fachwerkhäuser waren im 19. Jahrhundert Gängeviertel weit verbreitet. Häufig lagen die Häuser so eng beisammen, dass nur noch enge Gänge zwischen den einzelnen Gebäuden offen blieben. Die Bebauung zeichnete sich zudem durch verwinkelte Hinterhöfe, enge Toreinfahrten und mangelhafte hygienische Zustände aus. Vor allem die arme Bevölkerung war in diesen Gängevierteln vertreten. Auch kleine Gewerbe- und Handwerksbetriebe waren dort teilweise ansässig.

Aufgrund der Ausbreitung von Krankheiten wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Abriss von Gängevierteln begonnen. Zur Errichtung der Speicherstadt wurde das Wohngebiet auf dem „Großen Grasbock“ abgerissen und damit 24.000 Menschen ersatzlos ihrer Wohnungen beraubt, was zu einem neuen Problem führte. Diese Leute siedelten sich zum Teil in anderen Gängevierteln wieder an. Allerdings wurden die meisten Gängeviertel im Laufe der Zeit durch Kriegsschäden und Abrissmaßnahmen ausgemerzt. In den Fachwerkhäusern rund um die St. Michaeliskirche finden sich noch einige Überbleibsel.

Auch heute wird in der Presse noch vom Hamburger Gängeviertel gesprochen. Gemeint ist damit der Bereich um Speckstraße, Valetinskamp und Kaffamacherreiche, in dem es noch einen zusammenhängenden Komplex aus historischen Gebäuden und Fachwerkhäusern gibt, der einen Überrest eines alten Gängeviertels darstellt.  Um einen dort geplanten Teilabriss kam es zu öffentlichen Diskussionen. Die Sanierung und Umgestaltung des großen Gebäudekomplexes sollte durch einen niederländischen Investor durchgeführt werden. Die Häuser wurden in Folge von Künstlern besetzt, die die historischen Gebäude erhalten wollten. Im August 2009 erlaubte die Kulturbehörde den Künstlern die einstweilige Nutzung der Häuser für Kunstausstellungen. Im Dezember 2009 gab die Stadt Hamburg dann bekannt, dass der ursprünglich geplante Verkauf zurück abgewickelt würde. Rund 2,8 Millionen Euro, die der niederländische Investor bereits gezahlt hatte, wurden zurückgezahlt. Die „Gängeviertel Genossenschaft 2010 e. G.“ ist mit dem Erhalt und der Nutzung der Häuser für kulturelle Zwecke beauftragt.

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